Geschichte der Hermann-Landwehr-Schule
Von der Dorfschule zur Hermann-Landwehr-Schule
Vor ein paar hundert Jahren war meist der Pfarrer eines Dorfes für die nur gelegentlich stattfindende schulische Ausbildung der Kinder zuständig. So war das auch lange Zeit in Brünen. Als die allgemeine Schulpflicht eingeführt wurde, änderte sich das. Jetzt war nicht mehr der Pfarrer der Lehrer, sondern ein Mann, der täglich in der Schule war und seine gesamte Zeit mit den Kindern und deren Ausbildung zubrachte.
Der erste Dorfschulmeister in Brünen war wahrscheinlich ein Mann mit Namen Waterham. In alten Urkunden ist nachzulesen, dass Lehrer Waterham länger als 50 Jahre an der Brüner Schule unterrichtete.
Nachdem Lehrer Waterham gestorben war, musste ein neuer Lehrer für Brünen gesucht werden. Ein Mann mit dem Namen Johannes Leonardus Seither wurde gefunden. Er kümmerte sich bis zum Jahre 1709 darum, dass Brünens Kinder das Lesen, Schreiben und Rechnen erlernten.
Nach dem Tod von Lehrer Seither lehrte ein Mann namens Heinrich Koch an der Brüner Dorfschule. Über ihn weiß man nur wenig.
Alle drei „Lehrer“ waren eigentlich keine richtigen Lehrer. Sie hatten den Beruf eines Lehrers nie erlernt, sondern kamen – wie die meisten anderen Männer, die auch an Dorfschulen unterrichteten – aus Soldatenfamilien oder Handwerkerfamilien und kannten sich eher in diesen Berufen aus.
Als Lehrer Koch vor ungefähr 240 Jahren (1759) starb, wurde der erste „Landwehr“ sein Nachfolger.
Der erste Lehrer Landwehr
Petrus Landwehr hieß er. Er war nicht in Brünen geboren, sondern kam von der anderen Rheinseite, aus Weeze. Er wurde von 21 besonders wichtigen Männern des Dorfes und der Kirche gewählt. Petrus Landwehr war auch noch kein ausgebildeter Lehrer, denn eine Ausbildung für Lehrer gab es zu der Zeit noch gar nicht. Man weiß aber nicht, welchen Beruf er ausübte, bevor er „Schulmeister“ in Brünen wurde. Petrus Landwehr arbeitete 25 Jahre lang an der Brüner Dorfschule.
Sein Sohn Helmich Arnold Landwehr wurde sein Nachfolger. Das war nicht selbstverständlich, denn der Beruf des Vaters wurde nicht automatisch auf den Sohn vererbt. Die wichtigsten Leute aus Brünen setzten sich aber sehr dafür ein, dass Helmich Arnold der neue Schulmeister werden sollte, weil er
1. in Brünen geboren war,
2. ein Brüner Mädchen geheiratet hatte und
3. durch seine Heirat mit dem Brüner Mädchen auch ein Haus und ein Grundstück in Brünen besaß.
Diese drei Voraussetzungen waren damals sehr wichtig für jemanden, der in Brünen ein Amt bekleiden wollte. Helmich Arnold Landwehr erfüllte sie alle drei und galt deswegen als der richtige Mann für den Posten eines Schulmeisters.
Die damalige Regierung in Kleve sah die Sache aber ganz anders: Sie wollte den Sohn von Petrus Landwehr auf keinen Fall als Lehrer haben. Inzwischen war nämlich die Ausbildung für Lehrer eingeführt worden, und Helmich Arnold Landwehr hatte keine Ausbildung an einer Lehrerschule gemacht. Er war nur bei seinem Vater in die Lehre gegangen, hatte aber kein Lehrerseminar besucht. Die Brüner, die Helmich Arnold Landwehr gut kannten, setzten aber ihren Willen durch und schließlich gab die Regierung nach. Ein Regierungsbeamter aus Kleve kam nach Brünen und überprüfte, ob der nicht ausgebildete Lehrer Helmich Arnold Landwehr ein guter Lehrer war. Als sicher war, dass das der Fall war, durfte der Sohn von Lehrer Landwehr die Brüner Kinder unterrichten. Das tat er dann auch bis zum Jahre 1819.
Der dritte Lehrer aus der Familie Landwehr
Im gleichen Jahr trat der Sohn von Helmich Arnold Landwehr in die Fußstapfen seines Vaters. Sein Name war Johann Heinrich Landwehr. Er blieb Lehrer in Brünen bis zum Jahre 1851 und war nun schon der 3. Lehrer, der aus der Familie Landwehr stammte.
Unser Namensgeber wird Lehrer
Der vierte „Landwehr – Lehrer“ hieß Johann Hermann Landwehr und war von 1856 bis 1895 Brünens Dorfschulmeister.
Johann Hermann Landwehr muss ein besonders tüchtiger junger Mann gewesen sein. Schon während seiner Ausbildung fiel er durch seine guten Leistungen sogar dem Direktor des Lehrerseminars auf. Der machte Johann Hermann schon bald zu seinem Helfer. Nachdem der junge Mann seine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen hatte und schon längst als Lehrer in Brünen arbeitete, sollte er sogar Leiter einer Vorbereitungsanstalt für Lehrer werden. Das wäre für ihn zwar eine große Ehre gewesen, hätte aber bedeutet, dass er aus Brünen hätte wegziehen müssen. Und das wollte Johann Hermann Landwehr auf keinen Fall. Er fühlte sich nämlich als Lehrer in Brünen sehr wohl und dachte nicht daran, sein Heimatdorf zu verlassen. Hier war er schließlich ein geachteter Mann, kannte jeden Brüner Bürger und konnte all denen, die seinen Rat oder seine Hilfe brauchten, zur Seite stehen.
Johann Hermann Landwehr betätigte sich nicht nur als Lehrer, sondern auch als „Komponist“ und als „Journalist“. Er gab Kirchenlieder für die Schule heraus und wurde Mitarbeiter des „Evangelischen Schulblatts“.
Fast 140 Jahre lang unterrichteten Lehrer aus der Familie Landwehr die Brüner Kinder. Der erste Unterricht fand - so erzählt man - in einem kleinen Haus ganz in der Nähe der Dorfkirche statt. Erst viel später, nämlich im Jahre 1928, wurde ein richtiges Schulhaus gebaut. Es trug den Namen „Evangelische Volksschule Brünen-Dorf“ und ist noch heute der Ort, an dem alle Grundschulkinder aus dem Dorf und aus der näheren Umgebung Brünen unterrichtet werden.
Die Schule wird erweitert
Im Laufe der Jahre besuchten nun immer mehr Kinder die Brüner Dorfschule. Schließlich wurde sie zu klein für die vielen Schüler und brauchte dringend mehr Platz. Den bekam sie auch, als 1965 zum ersten Mal angebaut wurde und drei neue Klassenräume, ein Lehrer- und Schulleiterzimmer, ein Hausmeisterraum, eine Schulbibliothek und eine Turnhalle hinzukamen. Drei Jahre später wurde in einer neuen Schulvorschrift festgelegt, dass Grund- und Hauptschüler nicht mehr gemeinsam in der Brüner Volksschule unterrichtet werden durften. Aus der Evangelischen Volksschule Brünen-Dorf entstanden so zwei neue Schulen: Gemeinschaftsgrundschule Brünen (Klassen 1-4) und Gemeinschaftshauptschule Brünen (Klassen 5-9).
Der Grundschule fehlten besonders Mehrzweckräume. Deshalb wurde 1987 wieder eine Erweiterung vorgenommen: Die neue Aula, ein Klassenraum, zwei Mehrzweckräume, das Lehrerzimmer und das Sekratariat wurden angebaut. Als die neuen Räume mit einer Feierstunde eingeweiht wurden, bekam unsere Grundschule nun einen richtigen Namen.
Nach „Evangelischer Volksschule Brünen-Dorf“ und „Gemeinschaftsgrundschule Brünen“ hieß sie nun
Hermann Landwehr Schule
Der vierte Lehrer aus der Familie Landwehr hat ihr seinen Namen gegeben.